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Beitrag vom 04.04.2007
Dino Saluzzi und Anja Lechner – Ojos Negros
Silvy Pommerenke
Argentinisches Bandoneon trifft auf klassisches Cello, und sie vereinen die Schwermut des Tangos mit der Komplexität von Haydn & Co. Ein gewagtes Experiment, das mehr als gelungen ist!
Die klassisch ausgebildete Anja Lechner hatte schon einmal das Vergnügen mit Saluzzi, als sie ihn 1996 – hier noch als Mitglied des Rosamunde Quartetts, mit dem sie bis heute spielt – auf dem Album "Kultrum" begleitete. Bis dahin widmete sie sich ausschließlich Komponisten wie Schostakowitsch, Webern oder dem zeitgenössischen Silvestrow. Seit nunmehr zehn Jahren begeht sie allerdings auch die Pfade der Jazzmusik und veröffentlichte unter anderem mit dem Pianisten Vassilis Tsabropoulos 2004 das Album "Chants, hymns and dances".
Im Mittelpunkt des aktuellen Albums stehen die virtuos ausgearbeiteten Arrangements Saluzzis. Außer dem titelgebenden Stück - ein alter Tango von Vicente Greco – sind es ausschließlich Eigenkompositionen des Bandoneonspielers, die aber immer von der Improvisation und Interaktion der beiden MusikerInnen leben. Auf die Frage, ob das denn eigentlich Tango sei, was er spiele, antwortet der 72-jährige mit wahrer Altersweisheit die keine modernen Schubladen braucht: "I play music, sir. And I hope, that is enough."
Über die fruchtbare Zusammenarbeit mit der deutschen Musikerin merkte Saluzzi an: "Anja ist Teil der Musik geworden, ohne ihre eigene Identität aufzugeben. Ich denke, das ist sehr wichtig. Sie versucht erst gar nicht, Tangomusiker zu imitieren. Sie hat ihren eigenen Klang und Charakter, und dies bereichert unser gemeinsames Projekt kulturell." Sie hingegen war auch vom ersten Moment von Saluzzi (und seiner Plattensammlung!) hingerissen, hat er sie doch gelehrt, eine neue musikalische Welt zu betreten. "He was playing a music that was really his own. When we finally began to play together […] I can say that I entered a new world."
Dessen neue Welt ist seit den frühen fünfziger Jahren die des Tangos und des Bandoneons. Während seines Studiums in Buenos Aires lernte er Astor Piazzolla kennen - der gerade den Tango Nuevo entwickelt hatte, eine Art Gegenbewegung zum traditionellen Tango Argentino - und der ihm Lehrmeister, Vorbild und Freund war. Seitdem hat er etliche CDs veröffentlicht, und ob als Group ("Juan Condori"), als Quintet ("Volver") oder als Trio ("Responsorium"), führt er das Erbe Piazzollas unermüdlich weiter. Seine Devise: "Slow down, take your time, listen."
Weiterhören: Sylvie Courvoisier und Myriam Alter
Anja Lechner / Rosamunde Quartett: www.klangverwaltung.de
Dino Saluzzi im Netz: www.saluzzimusic.com
AVIVA-Tipp: Der Altmeister des Bandoneons geht mit der deutschen Cellistin Anja Lechner eine grandiose Kollaboration ein, und sie kombinieren argentinischen Tango mit Kammermusik. Schwarzäugige Generations- und genreübergreifende Jazzmusik mit dem intimen Klang der Melancholie.
Dino Saluzzi und Anja Lechner
Ojos Negros
Label: ECM, VÖ: März 2007.
EAN: 0602517097575
Preis: 19,49 Euro
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